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Greenwashing beim Geldanlegen: Portfoliomanager Adrian Bienz von Weibel, Hess & Partner in Luzern rät zum ESG-Bewertungsansatz

Anlagen - Ökologisch und sozial vorbildlich oder Etikettenschwindel? Viele Anleger würden ihr Geld nachhaltig investieren, wissen aber nicht, wie sie seriöse Produkte identifizieren können.

Greenwashing beim Geldanlegen: Portfoliomanager Adrian Bienz von Weibel, Hess & Partner in Luzern rät zum ESG-Bewertungsansatz

Für viele Anleger gilt nicht mehr nur das Motto: «Hauptsache, die Rendite stimmt!» Sie wollen ihr Geld nicht nur vermehren, sondern auch Positives damit bewirken. Idealerweise tragen sie dazu bei, den Klimawandel mittels nachhaltiger Energien zu stoppen oder die Weltmeere vor Verschmutzung zu schützen.

Was es mit den ESG-Kriterien auf sich hat

Es wäre aber falsch, den Nachhaltigkeitsbegriff nur auf die Umwelt zu beziehen. Er umfasst auch gesellschaftliche und wirtschaftliche Aspekte. Mit Nachhaltigkeit ist der Erhalt der Ressourcen unseres Planeten, sozial verantwortliches Handeln und gute Unternehmensführung mit Rücksicht auf die Belange der Menschengemeint. Sie sind als ESG-Kriterien definiert, was so viel heisst wie Berücksichtigung von Kriterien aus den Bereichen Umwelt (Environmental), Soziales (Social) und verantwortungsvolle Unternehmensführung (Governance). Die meisten Anleger wissen nicht, woran sie erkennen können, ob eine Geldanlage auch wirklich nachhaltig ist. Falsch wäre es jedenfalls, bei der Produktauswahl einfach nur nach dem Namen zu gehen.

Unterschiedliche Ansätze von nachhaltigen Anlagestrategien

Dem Etikettenschwindel im Zusammenhang mit nachhaltigen Geldanlagen, auch «Greenwashing» genannt, ist aber kein Anleger hilflos ausgeliefert. Es gibt durchaus seriöse Websites, die Anleger zuverlässig informieren.

Anlegerinnen und Anleger müssen sich zunächst darüber im Klaren sein, dass es unterschiedliche Ansätze gibt, ein nachhaltiges Investment zu definieren. Drei Methoden sind dabei besonders geläufig, die alle ihre Berechtigung haben: die Negativkriterien (auch als Ausschlusskriterien bezeichnet), die Positivkriterien und der Best-in-Class-Ansatz. 

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* Adrian Bienz ist Leiter Portfolio Management und Anlageausschuss sowie Partner bei Weibel Hess & Partner

Vertrauenswürdige Websites können helfen

Den ESG-Ansatz nutzen auch Indexanbieter wie MSCI oder Analyseunternehmen wie Morningstar. Anhand ihrer Rechercheergebnisse erstellen sie dann sogenannte Nachhaltigkeits-Ratings. Auf gewissen Internet-Seiten können Anleger kostenlos überprüfen, wie von ihnen ausgewählte Fonds im Nachhaltigkeits-Rating abschneiden. Qualifizierte Empfehlungen zu nachhaltigen Finanzprodukten finden Anleger beispielsweise auch beim WWF, bei Swiss Sustainable Finance, Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) oder mit Hilfe der jährlichen IFZ-Studie Sustainable Investments.

Gewisse Anlageprodukte besser meiden

Konsumentenschutzorganisationen warnen hingegen bei nachhaltigen Anlageprodukten aus dem grauen Kapitalmarkt. Dazu zählen etwa Direktbeteiligungen oder Nachrangdarlehen. Mit diesen kaum regulierten Produkten sind zwar hohe Gewinne möglich, die Verlustrisiken sind aber beträchtlich. Geht das Investment schief, droht mitunter sogar der Totalverlust. Gemäss Finma dürfen Anleger eigentlich nicht mit unhaltbaren oder irreführenden Versprechungen über nachhaltige Eigenschaften von Anlageprodukten getäuscht werden, trotzdem ist Vorsicht geboten.

So erkenne ich nachhaltige Anlageprodukte

Zuerst sollte eine Anlegerin oder ein Anleger ein Verständnis dafür entwickeln, was nachhaltiges Investieren bedeutet und was seine persönliche Nachhaltigkeitspräferenz ist. Im zweiten Schritt kann dann die Checkliste «10 Schritte zum nachhaltigen Fonds» (siehe Kasten) weiterhelfen. Empfehlenswert ist zugleich die Konsultation eines Fachmanns, der im Beratungsgespräch die «richtigen» Fragen stellt:
– Wie entwickelt sich unter nachhaltigen Kriterien das Ertrags-Risiko-Verhältnis des Investments?
– Sind die Nachhaltigkeitskriterien des Produktanbieters extern verifiziert?
– Welche ESG-Ratings hat ein Produkt erhalten? Mit welchem inhaltlichen Schwerpunkt aus dem ESG-Spektrum?
– Welcher ESG-Ansatz wurde gewählt (z.B. Ausschlusskriterien, Best-in-Class etc.), und stimmt dieser mit den persönlichen ESG-Präferenzen überein? Adrian Bienz*

Checkliste «10 Schritte zum nachhaltigen Fonds»

• Nachvollziehbare, gleichbleibende Nachhaltigkeitskennzahlen (z. B. CO2-Fussabdruck)
• Transparente Darstellung, in welche Branchen Geld fliesst (z. B. mit Hilfe der 17 UN-Ziele für eine nachhaltige Entwicklung, kurz SDGs)
• Einfacher Zugang zu aktuellen Informationen und Entwicklungen der Kennzahlen
• Klare Ausschlusskriterien
• Persönliche Werte und Einstellungen entsprechen den Fonds
• «UN Global Compact» und ein «Good Corporate Governance Kodex» werden eingehalten
• Überprüfbare, verständliche Selektionsmethode (Positivkriterien, Best-in-Class)
• Definierter Engagement-Prozess, um Verantwortung als Investor wahrzunehmen
• Ausgewählter Fonds ist nachhaltig laut den Infos der Checkliste
• Sonstige Rahmenbedingungen des Fonds sind persönlich stimmig