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Baden Dättwil: Die perfekte Welle mit Wogg-Möbeln

Interview: Die Möbel von Wogg stehen für Funktionalität, technische Raffinesse und hohe Qualität. Die beiden neuen Mitinhaber Mark Werder und Christophe Marchand lenken seit letztem Jahr die Geschicke des Labels.

Baden Dättwil: Die perfekte Welle mit Wogg-Möbeln

Christophe Marchand und Mark Werder wollen mit neuen Produkten die Geschichte des Labels fortschreiben. Bilder: Wogg

Mark Werder, Christophe Marchand, wegen Covid-19 finden Möbelmessen derzeit nicht statt. Wo lassen Sie sich stattdessen für Ihre Arbeit inspirieren? Mark Werder (MW): Ich lese viel, höre Podcasts zum Thema Design, informiere mich über verschiedene Plattformen. Aber klar, die persönlichen Kontakte sind nicht vorhanden. Ein digitales Verkaufsgespräch lässt sich schwieriger führen, ich spüre den Kunden weniger. Christophe Marchand (CM): Die Gespräche auf Messen mit den Kunden fehlen uns. Aber wir arbeiten daran, mit neuen Produkten parat zu sein, wenn die Messen wieder öffnen.  

Was hat sich unter Ihrer Leitung verändert beim Traditionslabel Wogg?

CM: Die Marke Wogg ist stark, aber sie lebte in letzter Zeit auch von ihrer Geschichte. Wir haben uns seit der Übernahme ganz auf die Produktentwicklung ausgerichtet, dabei das bestehende Sortiment genau geprüft und auch einige Produkte aus dem Programm genommen.

Was verbindet Sie?

MW: Uns verbindet die Freude am Produkt, die Leidenschaft. CM: Unsere Denkhaltung ist ganz ähnlich. Unsere beiden Disziplinen, Verkauf und Entwicklung, ergänzen sich bestens.
MW: Ja, wir haben das gleiche Fundament, aber sind dann in der Realisation aufeinander angewiesen.

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Fast eine Skulptur: Der Salontisch «Wogg 77» von Julien Renault ist klassisch-schön.

Sie setzen bewusst auf einen Mix aus Alt und Neu?

CM:
Richtig. Der Wogg-Ursprung gibt uns die Richtung für die Arbeit vor. Wir wollen die DNA aber aktualisieren, ihre Essenz zuspitzen, den Zeitgeist aufgreifen. Heute ist der Scandinavian-Style allgegenwärtig. Wir wollen im Gegenzug dazu eine kleine Schweizer Welle lancieren.
MW: Ich vergleiche unsere Arbeit gerne mit der von Starköchen. Es geht uns darum, aus den vorhandenen Zutaten das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Die Zutaten bestimmen das Menü.

Wogg-Möbel sind also das Gegenteil von Fertigmenüs?


MW: Genau. Wir suchen Kunden, die gerne kochen und kombinieren können. Der Kunde bestimmt, wo er unsere Möbel einsetzen möchte – im Bad, im Office oder im Wohnzimmer.

Was zeichnet Wogg-Möbel aus?

MW: Formale Schlichtheit, optische Leichtigkeit, die Lust an neuen Materialien und die Präzision im Detail zeichnet unsere Möbel aus. Andere, innovativere Lösungen als unsere Mitbewerber zu finden, hat die Marke immer angetrieben – das war schon der Gründer-Groove von Willi und Otto Glaeser. Der Gralshüter der Innovation ist nun Christophe Marchand.

Was waren in der Geschichte der Wogg-Innovationen die Meilensteine?

CM: Die Marke Wogg hat sich schon immer durch eine grosse Begeisterung für technologische Innovation ausgezeichnet. Einige Meilensteine nutzen bekannte Techniken der handwerklichen Verarbeitung und sind durch die Qualität des Designs, der Entwürfe der Designer aussergewöhnlich. Andere wichtige Schritte sind echte technologische Innovationen, die neue Möbeltypen ermöglichen und deswegen einzigartig sind. So etwa das Postforming-Verfahren: Dabei wird eine Trägerendplatte mit einer Kunststoffplatte ummantelt und verpresst. Das verbessert die Statik und erlaubt noch feinere Konstruktionen. Dieses Verfahren kam im Tisch «Wogg 7» von Hans Eichenberger zum Tragen, einem Entwurf aus dem Wogg-Gründungsjahr 1983.
     

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Christophe Marchands Garderobenschrank «Wogg 79» inszeniert den Verschlussmechanismus als stilgebendes Element.

Die Innovationskraft zeigt sich auch an Ihrer neusten Produktentwicklung.

CM: Genau. Das Rollfront-System «Wogg 75» basiert auf einer Entwicklung, die es so noch nicht auf dem Markt gab. Das System erlaubt es, frei geformte Möbel zu ummanteln und sie zu öffnen und zu schliessen.

Wie kam es zu der Innovation?

CM: Wogg-Gründer Willi Glaeser hatte schon lange daran getüftelt. Zusammen mit Ingenieuren und Werkstoffspezialisten hat er nun das Prinzip der Rollfront weitergedacht. Das neue Schiebetürensystem löst alte Probleme und ermöglicht erst mal auch konvexe und konkave Radien. Selbst S-förmig geschwungene Möbel umschliesst dieses System.
MW: Die Rollfront erwischt nun sozusagen die perfekte Welle.

Haben Sie bereits erste Möbel daraus entwickelt?

CM: Ja, wir haben im vergangenen Jahr fünf Designbüros mit Entwürfen beauftragt. Die Prototypen sollten auf der Möbelmesse gezeigt werden, was aber leider wegen Corona ausfiel. Deshalb haben wir einen digitalen Showroom für diese Möbel eingerichtet. Dort sieht man beispielsweise den Salontisch «Wogg 77» des jungen Brüsseler Designers Julien Renault. In dem Entwurf ist das Aluminiumprofil wie eine dorische Säule konvex geformt. Die leichtlaufende Hülle gibt dem Möbel eine doppelte Funktion – es ist zugleich Salontisch und Aufbewahrungsmöbel.

Welcher Prototyp wird realisiert?

CM: Mein Entwurf, der Garderobenschrank «Wogg 79». Ich habe dabei den Verschlussmechanismus als stilgebendes Element interpretiert. Seine Funktion offenbart sich, wenn die Rollfront mittig geöffnet wird und um den Korpus gleitet.

Für Wogg haben ja bereits zwei Designergenerationen gearbeitet. Wie finden Sie neue Talente?

CM: Wir suchen in ganz Europa nach Designern, die die Philosophie von Wogg verstehen. Viele Designer kenne ich persönlich aus meiner Lehrtätigkeit an der Designschule ECAL in Lausanne, ich habe rund 400 angehende Designer ausgebildet.
MW: Wir freuen uns auf die Mailänder Möbelmesse, die im Herbst stattfinden soll. Dort haben wir einen Auftritt im Palazzo Litta, der sicher auch Gestalter anziehen wird, die mit uns auf die gemeinsame Reise in die Zukunft gehen wollen. Andrea Eschbach