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Wohnen zwischen historischen Balken

Wohnen zwischen historischen Balken

Adelaide Belfiglio mit ihren Söhnen Diego (l.) und Raoul auf dem Lieblingsmöbelstück: einem Brokatsofa. Bild: Eveline Beerkircher

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Wie lebt man hier: Seit vier Monaten leben Adelaide Belfiglio und ihre zwei Söhne in der Dachwohnung des komplettrenovierten «Rauchhauses» in Küssnacht am Rigi. Ihr Heim besticht durch eine unkonventionelle Raumeinteilung und persönliche Note.

Manchmal sitzt Adelaide Belfiglio einfach da und geniesst die einmalige Atmosphäre der Wohnung. Sie ist sich bewusst, dass sie und ihre Kinder zu den wenigen Menschen in der Schweiz gehören, die in einem über 560 Jahre alten Haus wohnen. «Ich habe meine Traumwohnung gefunden», sagt die zweifache Mutter. Das habe sie gleich gewusst, als sie die Wohnung zum ersten Mal betrat.Ob der unkonventionelle Grundriss auch ihre Söhne überzeugen würde, dessen war sie sich nicht sicher. Doch bei der zweiten Besichtigung zu dritt war der Fall klar: Auch Diego und Raoul waren begeistert. «Zum Glück bekam ich die Wohnung zugesprochen, denn Raoul hatte bereits sein Zimmer mit Galerie ausgewählt», erinnert sie sich. Dieser Raum hat zwar keine Türe und ist zur Küche im unteren Stock offen, aber das stört den 10-Jährigen nicht:«Dafür habe ich ganz viel Platz hier oben», sagt er stolz.

Der speziellen zweistöckigen Dachwohnung hat Adelaide Belfiglio mit ihrer Einrichtung eine ganz persönliche Note verliehen. Sie liebt Einzelstücke, die eine Geschichte haben – genau wie die Wohnung im «Rauchhaus» eine hat. Darum war es ihr wichtig, für ihre drei speziellen Möbelstücke einen schönen Platz zu finden.

Besondere Möbel bekommen einen speziellen Platz

«Mein Lieblingsstück ist das Brokat-Sofa. Schon bei der ersten Besichtigung wusste ich, wo es hinkommen würde, nämlich gleich beim Eingang an die Wand», erzählt die 44-Jährige. Diese Wand ist nicht irgendeine, sondern besteht aus über 500-jährigen, dicken Balken, die von der Zeit gezeichnet sind: russgeschwärzt, voller Furchen und Unebenheiten stehen sie für die Beständigkeit dieses Hauses. Eine Kommode, die sie von ihrem Vater erhalten hat, kommt im Schlafzimmer gut zur Geltung, und ein kleines Beistellmöbel fand hinter der modernen Wendeltreppe eine hübsche Nische. Obwohl im Wohnzimmer keines ihrer Lieblingsmöbel steht, ist die Familie am liebsten dort.«Es ist der grösste Raum in der Wohnung und mit dem Sofa und der schönen Holztäfelung einfach ein gemütlicher Ort», sagt die Küssnachterin.

Beim Einzug im vergangenen November kam ein weiteres Einzelstück hinzu.«Mehr durch Zufall besuchte ich zum ersten Mal das Brockenhaus in Küssnacht. Als ich schon wieder gehen wollte, fiel mir eine Kommode ins Auge, die perfekt in die Küche passt», sagt sie. Zum Glück hatte sie das geplante Ikea-Möbel noch nicht gekauft!

Quirlige Italienerin mit Schweizer Bodenständigkeit

Als Zentralschweizerin mit italienischen Wurzeln hat Adelaide Belfiglio zwei Seelen in ihrer Brust. «Beide Mentalitäten lassen sich hier perfekt kombinieren, finde ich.» So mag sie das viele Holz in ihrer Wohnung, das dem uralten Haus seine typisch schweizerische Bodenständigkeit und ein unvergleichbares Ambiente verleiht. Doch auch die romantische, bunte und verspielte Seite kommt mit viel Liebe zum Detail zum Vorschein – wie etwa ein antiker Spiegel, schimmernde Windlichter und verspielte Dekoelemente an Fenstern und Türen. «Es ist schwierig, in Worten zu beschreiben, was das Leben in dieser Wohnung, nebst der langen Geschichte des Hauses, so besonders macht», gesteht die Familienfrau. Die Aura stimme einfach,fasst sie kurz zusammen.

Was ist los, wenn es knackt und ächzt?

Der fertige Umbau des Bauernhauses hat in Küssnacht und in der Region im letzten Jahr für ziemlichen Wirbel gesorgt. Am Tag der offenen Tür bestaunten viele Menschen die gelungene, aufwendige Renovation. «Auch als wir bereits eingezogen waren, kamen oft Interessierte vorbei und wollten sich das Haus genauer anschauen. Manchmal fühlten wir uns wie in einem Aquarium», so Adelaide Belfiglio. Sie als Mieter seien sich dann richtig bewusst geworden, dass sie in einem der ältesten Häuser der Gemeinde wohnten. Dieser Umstand liess sie dann manchmal auch nachts wach liegen.Was hat sich wohl in diesem historischen Haus alles zugetragen? «Plötzlich erinnerte ich mich an übersinnliche Erlebnisse, die in Spielfilmen gezeigt werden, und hörte Geräusche», gesteht sie. Doch als Realistin und humorvolle Person schob sie diese Gedanken schnell wieder auf die Seite: «Das war sicher nur die Bodenheizung, die sich bemerkbar gemacht hat.» Monika Burri