Gerade in Zeiten von Corona bekommt der Balkon als Lebensraum für uns eine noch wichtigere Bedeutung. Auch die Förderung von Biodiversität auf kleinen Flächen «ist einfacher, als man glaubt», sagt Samuel Ehrenbold, stellvertretender Geschäftsführer von Pro Natura Luzern. Es zählt jeder Quadratmeter Natur. Grundsätzlich ist somit alles wertvoll, was einheimisch ist. «Das ist immer noch die grosse Knacknuss, zu oft noch werden fremde Gewächse aufgrund der Optik angepflanzt.» Wer sich zu mehr Biodiversität auf dem Balkon oder im eigenen Garten inspirieren lassen möchte, findet auf der Website von Pro Natura Schweiz praktische Informationen.
Sie passen wie Schloss und Schlüssel zusammen
Wünschenswert ist ein möglichst grosser Anteil an heimischen Wildpflanzen auf den Balkonen. Tiere und Pflanzen hätten sich über Jahrhunderte gemeinsam entwickelt und ständen in enger Beziehung zueinander und zu ihrer Umgebung. «Sie gehören zusammen wie Schlüssel und Schloss, da einheimische Wildpflanzen von wesentlich mehr Tierarten genutzt werden als exotische Pflanzen», so Samuel Ehrenbold. Er spricht von «einem wichtigen Lebensraum für Fluginsekten». Ein Balkon lasse sich etwa schmetterlingsfreundlich gestalten. «Geranien können durch einheimische, nektarreiche Arten ersetzt werden, weil Schmetterlinge einheimische Nelken oder Gewürzkräuter wie Arznei-Thymian oder Schnittlauch mögen.» Auch die duftenden Blüten der Küchenkräuter sind willkommene Nektarquelle für die hübschen Insekten. Der Experte rät dringend vom Einsatz von Pestiziden oder Kunstdünger ab. Experten sind sich einig: Durch gesunde und ausgewählte Pflanzen können Pflanzenkrankheiten vorgebeugt und Umweltbelastungen vermieden werden. Zum Thema Umwelt gehört gemäss Ehrenbold auch der Kauf von torffreien Produkten.
Der Balkon wird zum Outdoor-Wohnzimmer
Unterstützung findet Pro Natura auch bei «Jardin Suisse Zentralschweiz». Der Verband steht hinter der Förderung der Biodiversität, auch auf kleinen Flächen», erklärt Lorenz Arbogast, Leiter «Bildungszentrum Gärtner» in Neuenkirch. Nach wie vor sei die Nachfrage nach Gemüse und Küchenkräutern für den Balkon sehr hoch. Aktuell merken die Gärtner das Bedürfnis der Menschen, sich auf dem Balkon aufzuhalten und wenn möglich Essbares aber auch Blumen anzupflanzen und zu geniessen.
Interesse an heimischen Pflanzen nimmt stetig zu
«Endlich kommt nun der Frühling und die Natur erwacht», hören Pflanzenanbieter häufig von der Kundschaft. Auch das Thema «Biodiversität», das aus verständlichen Gründen im letzten Sommer etwas in den Hintergrund getreten sei, gewinne wieder an Bedeutung, weiss Arbogast. «Die Bevölkerung ist nach wie vor sensibilisiert, will beraten werden und ist von der Notwendigkeit der Diversität überzeugt.» Lorenz Arbogast ist überzeugt, dass der Balkon als naturnaher Lebensraum weiter an Bedeutung gewinnen wird, nicht nur aus Gründen der Biodiversität. «Einheimische Pflanzen machen einfach über lange Zeit Freude, weil sie über mehrere Jahren blühen oder Früchte abgeben.» Ein Blick in die Blumenkistchen auf dem Balkon oder in private Gemüsegärten bestätigt seine Aussage: Fast überall nimmt der Anteil an einheimischen Pflanzen zu – die Schmetterlinge freut’s. Monika Burri