Der neue violettblaue Farbton «Very Peri» wurde vom «Pantone Color of the Year»-Programm zur Farbe des Jahres auserkoren. Laurie Pressman, Vizepräsidentin des Institutes, äussert sich anlässlich der Präsentation begeistert: «Wir haben zum ersten Mal in der Geschichte des ‹Pantone Color of the Year»-Programms eine neue Farbe erstellt. Sie widerspiegelt die globale Innovation und den Wandel, der gerade stattfindet.» Die Komplexität dieses neuen rötlich-violetten Blautons betonte die umfassenden Möglichkeiten, die vor uns liegen, und «die Menschen anerkennen immer mehr, dass Farben eine unerlässliche Form der Kommunikation sind», ergänzt Pressman.
Tatsächlich ist Very Peri als Violettton eine interessante Farbe: In ihr verschmilzt die Symbolik von Blau mit seiner Treue und Beständigkeit mit der Kraft und Energie von Rot – es entsteht ein fröhlicher und warmer Violettblauton, der ein kraftvolles Ensemble zum Leben erweckt. «Lebensräume» hat sich auf die Spurensuche der Farbe Lila in Politik, Religion, Kunst und Gesellschaft gemacht und ist fündig geworden. Monika Burri
Schöne Sachen in Lila
Die Farbe des Jahres hat auch in Schweizer Möbelhäuser einen festen Platz erhalten. Vier Hingucker in Violett sind besonders aufgefallen.
Die Symbolik
Violett- oder Lila-Töne gelten als geheimnisvolle und mystische Farben. Sie werden oft beim Glauben und der Spiritualität eingesetzt, stehen aber auch für Trauer, Einsamkeit, Leid und Verzicht. Der «Purple Day» findet seit 2008 jährlich am 26. März statt. Bei diesem Gedenktag zur Aufklärung über Epilepsie soll die Farbe an die Einsamkeit der Betroffenen erinnern. Wer sich jedoch violette Kleidungsstücke kauft, ist gemäss der Lehre der Farbberatung ein eher kreativer und intuitiver Mensch.
Die Redewendung
Zu Goethes Zeiten galt Lila als die angesagte Farbe für etwas ältere, unverheiratete Frauen, die jedoch immer noch unermüdlich auf der Suche nach einem Mann waren. Die verzweifelten Damen kleideten sich anstelle von Rosa, das für jüngere Frauen reserviert war, in lilafarbenen Tönen. Daher kommt das ein wenig zynisch anmutende Sprichwort: «Lila, der letzte Versuch.»
Die Kirche
In der katholischen wie auch protestantischen Kirche hat die Farbe Violett vor allem im Advent und vor Ostern in der Fastenzeit eine symbolische Aufgabe. Dann sind die Altäre und die Kanzeln mit Stoffen in violetter Farbe geschmückt. Die Farbe steht als Sinnbild für den Übergang und die Verwandlung. In der evangelischen Kirche ist die Busse, auch eine Art der Veränderung und Vergebung durch Gott, besonders wichtig. Darum wird hier Violett auch an Buss- und Bettagen getragen. Bei der römisch-katholischen Kirche dominiert die Farbe Gelb als Farbe des Vatikans.
Die Musik
Die Farbe Lila ist in den 80er-Jahren auffallend stark in Kunst und Musik präsent. Im Juli 1984 erschien die Single-Auskopplung «Purple Rain» des US-amerikanischen Multitalents Prince. Der Song, den er mit seiner Begleitband The Revolution einspielte, schlug ein wie eine Bombe: 24 Wochen lang belegte er ununterbrochen den Platz eins in den USA, auch in Europa nahm die Karriere des charismatischen Musikers durch «Purple Rain» Fahrt auf. Der Song ist dann auch im gleichnamigen Film zu hören, in dem Prince die Hauptrolle spielt und der autobiografische Züge des Künstlers beinhaltet.
Das Buch und der Film
In «The Color Purple», «Die Farbe Lila», zeichnet die amerikanische Schriftstellerin Alice Walker in ihrem autobiografischen Briefroman die Geschichte einer sich befreienden Afroamerikanerin nach. Das Buch erschien 1982 und wurde drei Jahre später mit Whoopi Goldberg verfilmt. Der Film warf in den USA und Europa hohe Wellen, zeigt er doch ungeschönt die Rassen- wie auch die Frauenproblematik auf. Am Ende des Films erringt die Protagonistin Celie endlich ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit und persönliche Freiheit. Die Farbe Lila steht in dieser Geschichte von Walker für die Mischung aus Verbundenheit und Freiheit sowie die Schönheit der Natur, in der Gott sich offenbart – auch die Religiosität spielt hier eine zentrale Rolle.
Die Frauenbewegung
In den Anfängen der Frauenbewegung des 19. Jahrhunderts galt die Farbe Lila als Symbol für die Gleichstellung der Geschlechter, so dass die ersten Plakate der internationalen Frauentage in Lila gestaltet wurden. Vermutlich wählten die Vorreiterinnen der Frauenbewegung diese Farbe, weil die Farbe Rot, die einst als männlich galt, sich mit Blau, das früher als weiblich galt, gemischt war. In den «Golden Twenties» trugen modebewusste Menschen Kleider in Lila und in den 1970er-Jahren fühlten sich die Feministinnen verpflichtet, lila gekleidet zu sein. Die Bezeichnung Lila taucht auch bis heute in zahlreichen politischen Projekten auf, die mit der Gleichstellung von Mann und Frau zu tun haben. (mbu)