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Schimmelspürhunde Seon: Tierische Spürnasen im Einsatz

Hunde haben einen besonderen Riecher, der weltweit in den unterschiedlichsten Bereichen erfolgreich eingesetzt wird. So überrascht es nicht, dass sie auch Schimmel frühzeitig aufspüren können.

Schimmelspürhunde Seon: Tierische Spürnasen im Einsatz

Der Malinois-Rüde Ghost hat in einer Ecke die Witterung aufgenommen. Bild: Christine Salvi Köchl

Konzentriert und minutiös sucht der Malinois-Rüde Ghost die Wand des Raumes ab. Kein Quadratzentimeter wird ausgelassen. Das schnelle Ein- und Ausatmen ist deutlich zu hören. Die Nase arbeitet auf Hochtouren. Ghost wendet, überprüft eine Stelle genauer, sucht weiter, kehrt nochmals zur Stelle zurück. Plötzlich verharrt er, die Nase an die Wand gedrückt. «Anzeige!», sagt Claudia Erni und belohnt den Hund. Ghost scheint es keine Mühe bereitet zu haben, den zuvor versteckten Schimmel zu finden.

Hohe Anforderungen an Hund und Hundeführerin

«Meine Hunde kennen zirka 40 bis 60 Schimmelarten und deren Mischformen. Das muss auch in realen Situationen trainiert werden. Heute hat mir die Umbaufirma Handwerk Plus in Aarau Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt. Wie im Auftragseinsatz habe ich zuerst die Räume besichtigt: Kann sich der Hund nirgends verletzen? Sind die Räume sauber? Gibt es Gegenstände, die vor der Suche weggeräumt werden müssen, damit sie nicht beschädigt werden? Danach habe ich den Schimmel versteckt. Dabei ist es wichtig, dass ich nach dem Verstecken der Schimmelproben die Hände desinfiziere und dann nochmals durch die Räume gehe. Ich berühre Wände und Böden, damit es überall nach mir riecht. So verhindere ich, dass der Hund meinen Geruch, der ja ebenfalls an der Versteckstelle haftet, anstelle des Schimmels sucht.» Hunde sind richtige «Nasentiere»: Sie besitzen einen um 800 000- bis 2 400 000-fach besseren Geruchssinn als wir Menschen. Diese Hochleistungsnase auf spezifische Gerüche zu trainieren, bereitet Hunden Spass und macht sie in vielen Bereichen zu wertvollen Helfern. «Vor einigen Jahren hörte ich zum ersten Mal von Schimmelspürhunden, was mich sofort faszinierte », so Claudia Erni. «Aus meiner Ausbildung zur Zimmerin kenne ich das Problem von Schimmelpilzbefall im Bau bestens. Deshalb habe ich mich zur Sachverständigen für Schimmelpilz weitergebildet und über Jahre hinweg ein weit reichendes Know-how zu Spürhunden und ihrer Ausbildung erarbeitet.»

Inzwischen hat Claudia Erni zwei einsatzfähige Schimmelspürhunde und bildet seit mehreren Jahren selber Spürhunde in verschiedenen Bereichen aus. Bei Aufträgen setzt sie ihre zwei Malinois-Rüden Ghost und Phi ein und wird unterstützt von weiteren Hundeführern, die sie ebenfalls selber trainiert hat. «Meine Teams trainieren mindestens einmal pro Woche. Die Hundeführer müssen Feingefühl im Umgang mit Hund und Mensch zeigen und ein gutes Timing bei der Arbeit mit dem Hund haben. Der Einsatz bei Aufträgen verlangt Teamfähigkeit, Belastbarkeit sowie selbstständiges Arbeiten.» Die Situation muss dem überdurchschnittlichen Spiel- und Beuteverhalten der Hunde gerecht werden, sie benötigen die Möglichkeiten eines unbefangenen und konfliktfreien Sozialverhaltens in Stresssituationen. Sie müssen sich sicher auf verschiedenen Arten von Untergrund bewegen, zum Beispiel auf Fliesen, Teppich oder Gitterrosten. Lärm, Staub, Geruchsbelästigungen, Geräusche oder ungewohnte plötzliche Bewegungen dürfen sie nicht aus der Ruhe bringen. «Bei Einsätzen musste ich meine Hunde schon mithilfe eines Gerüsts zum Dachstock hochheben», erinnert sich Claudia Erni. «Das steckt nicht jeder Hund einfach so weg.»

«Hunde besitzen einen um 800000- bis 2400000-fach besseren Geruchssinn als Menschen.»

Claudia Erni
Ausbildnerin für Spürhunde und Sachverständige für Schimmelpilz

Nur etwa 10 bis 15 Prozent des Schimmelpilzbefalls sind sichtbar, der Rest lauert – für uns unsichtbar – hinter Tapeten, Hohlräumen und Dämmungen. «Meist bemerkt der Bewohner einen muffigen, modrigen Geruch, der auf Schimmelbefall hinweisen könnte. Einmal hat mich eine Frau aus Basel angerufen, weil es in ihrem alten Haus komisch roch», erzählt Claudia Erni. «Im Schlafzimmer waren unsere drei Einsatzhunde auf einmal extrem nervös und versuchten, überall vor dem Holztäfer zu verharren. Ich riet ihr, die Holzvertäfelung entfernen zu lassen und den Zustand der Wand dahinter zu überprüfen. Wie ich später erfuhr, war hinter dem Holztäfer alles schwarz.» Solche Extremfälle sind glücklicherweise nicht der Alltag. Meist sind es kleinere Schäden oder auch einmal ein unbestätigter Verdacht auf Schimmelbefall. Während des Trainings telefoniert Claudia Erni mit einem Kunden, der sie für einen Einsatz in Graubünden anfragt. Sie macht mit ihm einen Termin für eine Begehung aus. Der Schimmel hat sie auch schon mit prominenten Auftraggebern aus der Formel 1 oder mit Behörden zusammengebracht.

Hunde erschnuppern den verstecken Schimmel

Die Nachfrage nach Schimmelspürhunden steigt nicht nur im Ausland, sondern auch in der Schweiz. Grund dafür ist, dass die Hunde versteckten Schimmel finden und exakt lokalisieren können. Mit einer Luftkeimmessung ist das nicht möglich. Da werden einzig die Sporenanzahl und die Schimmelart in der Luft gemessen, es lässt sich damit nicht feststellen, wo sich deren Quelle befindet. Claudia Erni hat sich mit ihrem Team von Hundeführerinnen und Schimmelspürhunden auf die steigende Nachfrage vorbereitet.

In den Räumen der Umbaufirma in Aarau haben die zwei Malinois Ghost und Phi bei ihrem Training inzwischen drei Räume abgesucht und alle Schimmelproben problemlos gefunden, auch diejenigen, die nur mit Klettereinsatz des Hundes zu erreichen waren. Claudia Erni setzt die zwei Rüden abwechslungsweise und systematisch in der Suche ein. Hundeführerin und Spürhunde arbeiten routiniert und mit viel Freude. Der nächste Einsatz kann kommen. Dominique Simonnot

www.schimmelspuerhunde-schweiz.ch

Schimmelverdacht?

Diverse Schnelltests im Handel können via Luftraummessung oder Hausstaubsammeltest eine erste Einschätzung der Sporen im Raum geben. Ist der Schimmel bereits lokalisiert, kann man dem Nährboden eine Probe entnehmen. Bitte immer Handschuhe und Mundschutz benutzen. Baugutachter und Baubiologen sind bereits mit der Materie bekannt und kennen sich besser aus auch im Hinblick auf versteckten Schimmel. Die Schimmelquelle entdecken können Schimmelspürhunde. Im Ausland, vor allem in skandinavischen Ländern, gehören sie zum Alltag in der Schimmelerkennung. (dom)