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Neubau auf historischem Fundament: Gassmanns Einfamilienhaus im Weiler Kirchbühl in Sempach

Wie lebt man hier: Der Weiler Kirchbühl in Sempach gehört zu den schützenswerten Orten der Zentralschweiz. So hatte die Familie Gassmann bei ihrem Bauvorhaben mit diversen Auflagen zu kämpfen. Zum Glück kam alles gut: Ihr Holzhaus ist ein Bijou geworden.

Neubau auf historischem Fundament: Gassmanns Einfamilienhaus im Weiler Kirchbühl in Sempach

Einst befand sich hier eine Scheune mit Vorratskeller. Heute steht auf dem Kellergewölbe ein clever konzipiertes Einfamilienhaus ganz aus Holz. Bilder: Eveline Beerkircher

Kurz vor dem Tor der Altstadt von Sempach führt uns die Strasse rechts am östlichen Ufer des Sees den Hügel hinauf. Auf einer Anhöhe über dem Sempachersee liegt der schmucke Weiler Kirchbühl. Die Kirche St. Martin prägt mit ihrer über 800-jährigen Geschichte das historische Ortsbild. Zahlreiche alte Bauernhäuser und Scheunen widersetzen sich hier seit Hunderten von Jahren dem Zerfall. Dort, wo es sich lohnt, werden sanierungsbedürftige Bauten mit Umsicht und viel Aufwand renoviert, und bei Neubauten hat immer auch die Denkmalpflege ein Wörtchen mitzureden.

So dauerte auch bei Kathi und Thomas Gassmann die Planung ihres neuen Holzhauses mit Minergie-Standard auf dem eigenen Grund und Boden einige Jahre, bis die Familie im Dezember 2019 endlich einziehen konnte. Das Besondere an diesem Haus: Es steht auf dem bestehenden Steinsockel eines Gewölbekellers von 1867, der einst zu einer Scheune gehört hatte. Das verschobene Satteldach verweist auf das historische, erhaltenswerte Fundament, das wiederum die Grundlage für den Hausentwurf mit seinen Halbstockwerken bildete. Der ganze Bau war keine einfache Sache – während der Hausführung wird uns Eigentümerin Kathi Gassmann erzählen, wie anspruchsvoll die Sanierung dieses Gewölbekellers war.

Das eigentliche Herzstück ist das Wohnzimmer

Der Eingang zum Haus der Gassmanns liegt nördlich und ist über einen grossen Kiesplatz zu erreichen. Wir erahnen bereits im Eingang, dass sich der Baustoff Holz im Innern fortsetzen wird – gekonnt und alles andere als rustikal vom Architekturbüro Höing Voney aus Luzern eingesetzt. Durch das ganze Haus zieht sich eine Kombination verschiedener Holzarten in harmonischer Abstimmung zueinander. So ergänzen sich Holzträger mit Astlöchern von der Wandtäfelung, die astrein und somit ruhig und modern wirkt.

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Auf der Terrasse unter dem Giebeldach lässt sich entspannt über den See blicken.

Wir stehen im lichtdurchfluteten Ess- und Wohnzimmer und lassen das Ambiente auf uns wirken. Ein schwarzes Cheminée aus rohem Stahl bildet das Zentrum zwischen Wohnen und dem Essbereich mit Küche. Unweigerlich schweift der Blick zum grossen Panoramafenster mit direkter Sicht auf den Sempachersee. «An diese Aussicht werde ich mich wohl nie gewöhnen. Je nach Tageszeit und Wetter sieht es immer wieder anders aus», schwärmt die Eigentümerin. Darum verbringt sie mit ihren Töchtern Leann (8) und Hailey (5½) gerne viel Zeit mit Spielen auf dem Wollteppich am Boden, gleich beim Fenster. Es sei ihr absoluter Lieblingsplatz, so die Sempacherin.

Natürliche Materialien passen perfekt zum Holz

Kathi Gassmann führt uns einen halben Stock höher. Rechter Hand des Wohnzimmers befindet sich im Freien eine eingebettete Veranda mit Hängematten und Lounge, mit der fantastischen Sicht über den See und auf die Kirche von Sempach. Wohl der ideale Ort für eine Siesta am Mittag oder einen Apéro bei untergehender Sonne. Einen weiteren halben Stock höher erkennen wir auf der Galerie das Büro des Ehepaars. «Hier erledigen wir alles Administrative für unser Geschäft oder nutzen den Computer für private Zwecke.» Die Zimmer der zwei Girls wie auch das Elternschlafzimmer, der einzige Raum mit einer farbigen Tapete, und ein Gästezimmer sind ebenfalls auf diesem Stock angesiedelt. «Das Raumklima ist dank dem Holz einfach genial», so Kathi Gassmann. Alle Zimmer vermitteln ein einheitliches, helles und modernes Bild, auch dank der Liebe zum Detail der Hausherrin. «Ich konnte mir nicht vorstellen, in einem Holzhaus zu leben. Nun merke ich, dass es sich einfach perfekt einrichten lässt.» Tatsächlich hat beim Ehepaar Gassmann mit der Planung und dem Einzug in das Haus eine Art Sinneswandel stattgefunden: Sie legen nun viel mehr Wert auf natürliche Materialen, sei dies bei den Textilien wie Vorhängen und Teppichen oder den Einrichtungsgegenständen.
                   

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Ein grosses Panoramafenster erhellt den Wohnraum, der mit Sofa, Cheminée-Ofen und kuschligem Wollteppich das Zentrum des Familienlebens bildet.
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Recycelte Glasmosaiksteine setzen einen schönen Akzent zum Holz.

Dank fundiertem Wissen im Bereich von nachhaltigen Baumaterialien haben die Architekten auch bei den Nasszellen spezielle Ideen eingebracht. So entschieden sich die Bauherren bei den Badezimmern für Wände aus Glasmosaik- Plättchen aus Recycling-Glas in einem matten, hellen Grün. Dazu bildet der nüchterne, versiegelte Zementunterlagsboden einen spannenden Kontrast.

Dank dem Gewölbekeller zum Traumhaus

Zu guter Letzt begeben wir uns ins Untergeschoss, wo alles seinen Anfang nahm. Hier befindet sich nämlich der Zugang zum sagenumwobenen Gewölbekeller. «Nie wären wir selbst auf die Idee gekommen, unser Haus so zu bauen, wäre nicht die Basis des ganzen Bauvorhabens dieser erhaltenswerte Gewölbekeller gewesen», sagt die 40-jährige Familienfrau. Obwohl es aufwendig, nervenaufreibend und teuer gewesen sei, habe es sich gelohnt.

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Der historische Gewölbekeller dient heute als Partyraum. Er wurde von Thomas Gassmann in aufwendiger Detailarbeit instand gesetzt.

Wir staunen nicht schlecht: An der historischen Gewölbedecke hängt eine Disco-Kugel und wartet auf ihren Einsatz: Der Raum ist in ein stimmiges Festlokal verwandelt worden, in dem problemlos 50 Personen eine Party feiern können. Die Wände des gesamten Kellers hat Thomas Gassmann in seiner Freizeit in unzähligen Arbeitsstunden fein säuberlich saniert, weil diese mit Mörtelresten und Schmutz überzogen waren. «Wir haben zudem eine Küche eingebaut, damit dieser schöne Raum auch von externen Gästen gemietet werden kann», erklärt Kathi Gassmann. Über eine alte Steintreppe gelangen wir ins Freie. Auch hier ist genügend Platz vorhanden, um eine ausgelassene Gartenparty steigen zu lassen. «Viele Familienfeste und Grillevents finden natürlich bei uns statt, weil wir Platz haben», sagt eine Frau, die selbst gerne Feste feiert. Erstaunt blicken wir auf einen langen Kiesplatz, der in die Wiesenfläche eingelassen wurde und unbenutzt scheint. Das sei der Pétanque-Platz, erklärt Kathi Gassmann mit einem Strahlen im Gesicht. Hier würde sie mit Kollegen im Sommer einmal die Woche die schweren Kugeln nach vorne werfen. Wir blicken von der Wiese zum Haus hinauf. Von hier aus ist gut zu erkennen, dass das Wohnhaus in Anlehnung an die alte Scheune gebaut wurde: Die Fassade wirkt durch das eine grosse Fenster ähnlich ruhig wie die einer Scheune mit ihrem Scheunentor. Durch viele Elemente wie dieses hat es der Architekt geschafft, eine würdige Verbindung zu den anderen alten Bauten des Weilers herzustellen. Monika Burri