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Luzern: Kuno Blättler renoviert Dachoase im Herzen der Stadt

Wie lebt man hier - Kuno Blättler hat in seinem fast 130 Jahre alten Stadthaus den Dachstock ausgebaut. Entstanden ist eine zweistöckige Wohnung mit viel Charme, Platz und Ausblick auf den Vierwaldstättersee.

Luzern: Kuno Blättler renoviert Dachoase im Herzen der Stadt

Vom oberen Dachwohnungsgeschoss aus geht es auf die Dachterrasse mit Rundumsicht auf die Leuchtenstadt. Bilder: Eveline Beerkircher

Im geschäftigen Hin und Her der Busse, Autos und Fussgänger fällt das Haus zuerst gar nicht auf, denn hier an der Stadthofstrasse sind vier Wohnhäuser aufgrund von Umbauten in den letzten Jahrzehnten zusammengewachsen. Das Haus mit der Nummer 12 finde ich dann doch einfach, weil sich im Erdgeschoss die Traditionsmetzgerei Blättler befindet. Vor einigen Jahren hat Metzger und Besitzer Kuno Blättler den Dachstock des über 120 Jahre alten Stadthauses als Wohnung für sich und seine Familie ausgebaut. Blättler führt mich durch den Laden in den hinteren Teil des Hauses zum Lift. Allein die Bewilligung für dessen Einbau zu erhalten, habe über sechs Monate gedauert, erzählt er mir, denn das Gebäude stehe unter Denkmalschutz. «Das ist nur eine von vielen Episoden, wenn man ein altes Stadthaus besitzt und umbauen möchte», sagt der Luzerner gelassen, während wir in der Kabine in den sechsten Stock fahren.

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Die alten Balken halten statisch wie auch optisch die Küche und den Essbereich zusammen.
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Das Sofa konnte nur dank einer spektakulären Aktion über die neue Fensterfront gezügelt werden.

Luftiges Ambiente über den Dächern von Luzern

Nun stehe ich also im ehemaligen Dachstock und lasse die Atmosphäre der zweistöckigen Wohnung auf mich wirken: Mein Blick schweift über die gekonnt restaurierten Sichtbalken, die im Wohnraum sowie im Küchen- und Essbereich in rund sechs Metern Höhe zusammenlaufen. Eine schmale Fensterfront verläuft in Richtung Westen und gibt die Sicht auf Hofkirche, Hotel Rebstock und den Vierwaldstättersee frei. Gleich beim Wohnungseingang führt eine Holztreppe in den oberen Stock, wo sich einst der Estrich befand. Heute hat die 24-jährige Tochter Laura hier ihr grosszügig gestaltetes Zimmer, zudem führt ein Ausgang auf den quadratischen Balkon hinaus. «Die Balkone am ganzen Haus durfte ich vor zwei Jahren anbringen», sagt Blättler und zeigt nach unten. Auch die vier Vierzimmerwohnungen, die der Hausbesitzer vermietet, verfügen über einen Balkon mit Blick Richtung See.

Ausbaupläne – was lange währt, wird endlich gut

Apropos Blick: Schauen wir zurück ins Jahr 1918, als der Grossvater von Kuno Blättler das Haus an der Stadthofstrasse kaufte, befand sich im Erdgeschoss das Restaurant Zu den vier Jahreszeiten. In den oberen Stockwerken wurden damals Pensionszimmer vermietet. Das Restaurant wurde zur Metzgerei Blättler umgebaut, und oberhalb entstanden Wohnungen für die ganze Familie. Blättler erinnert sich noch gut an die Zeit, als seine Grosseltern noch hier gewohnt haben. «Die Grosseltern wohnten im ersten Stock, meine Familie im dritten», sagt er. «Oder war es doch der vierte?» Er zögert, denn die Familien seien flexibel hin und her gezügelt. Nach dem relativ frühen Tod seiner Eltern renovierte der 50-Jährige die Wohnungen Schritt für Schritt und vermietet diese seither. Heute ist ihm wichtig, dass die Mieter ins Haus passen. Er wählt diese sorgfältig aus. «Wir haben ein super Verhältnis untereinander. So macht Wohnen einfach mehr Freude», sagt Blättler.

Der Dachstock des Hauses fristete lange ein stiefmütterliches Dasein. Er diente bis Anfang der 1980er-Jahre als Unterkunft für die Angestellten der Metzgerei, der Estrich darüber war eine unbenutzte Abstellkammer. Kuno Blättler wohnte als Jugendlicher für einige Zeit in einem der Angestelltenzimmer. «Hier hatte ich ein wenig mehr Freiheiten als in der elterlichen Wohnung», meint er und schmunzelt vielsagend. Seine Mutter habe bereits die Idee gehabt, unter dem Dach umzubauen, jedoch sei ihr Respekt vor einer derartigen Veränderung zu gross gewesen.

Anfang 2000 war dann die Zeit reif, und der Metzger entwickelte in seinem Kopf die ersten Ideen. Skizzen wurden gemacht, Gedanken aufgeschrieben. Zusammen mit seinem Schwager, der als Schreiner über viel Erfahrung im Innenausbau verfügt, besprach Blätter die Varianten. Als dann ein Architekt hinzugezogen wurde, waren bereits konkrete Ausbauvorstellungen vorhanden.

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«Ich war beim Umbau immer selber vor Ort.»

Kuno Blättler
Hausbesitzer

Blättler kennt jeden versteckten Kaminschacht

Blättlers Haus ist ein Riegelhaus und wird somit von Holzbalken getragen. Die Zwischenräume sind mit Steinen aus der Emme ausgefüllt: Im Erdgeschoss befinden sich die grossen und gegen oben die immer kleineren Brocken. Von aussen ist das alles nicht zu erkennen, da die Fassade verputzt und gestrichen wurde. Beim Umbau eines älteren Hauses ist oft die Statik eine Herausforderung, darum zog der Architekt ein professionelles Holzbauunternehmen hinzu. Auch sonst stellt ein Altbau hohe Anforderungen an die Sanierer. Auch für Blättlers Haus gibt es keine Pläne, so wussten die Bauarbeiter nie, was sie hinter der nächsten Mauer erwartete. «Weil ich jeden unsichtbaren Kaminschacht, die alten Durchgänge und die Verläufe der Leitungen kenne, war ich beim Umbau immer selber vor Ort», erklärt Blättler. Früher war er nämlich immer dabei, wenn sein Vater im Haus Reparaturen ausgeführt hat. Trotzdem dauerte es von den ersten Plänen im Kopf des Luzerners bis zum Einzug der Familie 2007 ganze vier Jahre – weil es noch so einige Hürden zu überwinden gab.

Neue Dachfenster leisten vielseitige Dienste

Dass ein Wohnraum über Fenster verfügen muss, ist selbstverständlich. Doch lange schien das im Dachstock der Blättlers nicht möglich. Bereits ein vier Meter langer und ein Meter hoher Fensterausschnitt führt zu langen Abklärungen mit dem Heimatschutz. «Die Bewilligung war schwierig zu bekommen, aber zum Glück fanden wir eine gute Lösung», erinnert sich der Bauherr. Der krönende Abschluss des Umbaus bildete der Einzug: Die Möbel passten nicht durch den schmalen Aufgang. Doch Kuno Blätter ist so schnell nicht aus der Fassung zu bringen. Er beauftragte ein Kranunternehmen und liess sich die Möbel kurzerhand durch die neu erstellten Fenster ins Wohnzimmer heben. «Der Umzug war eine Riesenübung, so dass sogar die Strasse gesperrt werden musste», erinnert er sich. So ist die Stadthofstrasse 12 ein Haus mit vielen Geschichten und einem positiven Geist, der im Dachstock beheimatet ist und bis in die Metzgerei hinunter wirkt. Monika Burri